Fridays for Future und der Beitrag jeder/jedes Einzelnen*

Ich möchte diesen Blog mit einem der in Bezug auf Nachhaltigkeit gerade aktuellsten Themen beginnen: der Fridays for Future Bewegung. Man kann Fridays for Future aus verschiedensten Blickwinkeln betrachten: Was sind die Forderungen der Bewegung im Detail (derzeit noch im Entstehen, siehe https://www.fridaysforfuture.at/about), wie zielführend ist ein Schulstreik aus demokratiepolitischer Sicht (siehe dazu den „Servus-Grüezi-Hallo“-Podcast der Zeit vom 13.03.2019, https://www.zeit.de/gesellschaft/2019-03/politikpodcast-servus-grueezi-hallo-13-maerz-2019), etc. Immer häufiger dreht sich die Diskussion jedoch um die Frage, wie aufrichtig Fridays for Future eigentlich ist. Beispielsweise kritisierte Harald Vilimsky im Rahmen einer von Standard und Club 20 organisierten Diskussion zur EU Wahl, SchülerInnen sollten lieber ihre Maturareise in Österreich verbringen und weniger streamen, statt zu demonstrieren. Aber auch aus der Bewegung selbst kommen vermehrt Befürchtungen, dass Fridays for Future immer mehr zu einer Lifestylebewegung liberaler Intellektueller verkommt (siehe dazu z.B. folgende Kommentare: https://derstandard.at/2000104280011/Fridays-for-Future-Wer-streikt-schafft-anhttps://derstandard.at/2000104349609/Neoliberale-Klimakinder).

Und ja, vermutlich leben nicht alle Teilnehmer am Klimastreik, geschweige denn jene, die die Bewegung gut finden, Nachhaltigkeit so konsequent wie Greta Thurnberg, die Initiatorin der Bewegung, ernähren sich vegan und verzichten auf Flugreisen. Aber: Die gesellschaftlichen Voraussetzungen machen es uns derzeit auch nicht gerade einfach und ich halte es durchaus für legitim, von der Politik mehr Unterstützung in dieser Hinsicht einzufordern. Bei der vergangenen EU-Wahl, war Klimawandel erstmals ein nennenswertes Thema im Wahlkampf und ich habe das Gefühl, auch in den Medien breiter diskutiert, und zwar endlich nicht mehr die längst gelöste Frage, ob es einen vom Mensch verursachten Klimawandel gibt, sondern aus der Perspektive „Was müssen wir tun?“ Fridays for Future hat dabei einen sicher nicht unerheblichen Anteil. Außerdem ist der Beitrag, den jede/jeder Einzelne mit seinem Lebensstil leisten kann, realistisch betrachtet relativ begrenzt. Beispielsweise sind 60% meines ökologischen Fußabdrucks „grau“, also jener Anteil, der durch öffentlicher Infrastruktur und Institutionen entsteht – das kann ich persönlich jetzt nicht direkt beeinflussen. In der globalen Klimabilanz wird es sich die eine Flugreise oder das eine Schnitzel, auf das ich verzichtet habe, ebenfalls nicht widerspiegeln.

Bringt es dann überhaupt etwas, sich um einen nachhaltigen Lebensstil zu bemühen? Ich denke schon. Erstens, weil es diese Änderungen ohnehin braucht, wenn acht Milliarden Menschen gut auf dieser Erde leben können sollen. Und zweitens, weil dazu beitragen kann, genau die Stimmung, in der nachhaltiges Verhalten normal und einfach ist, zu schaffen, die Fridays for Future fordert. Es geht darum, Bewusstsein zu schaffen, und eine Stimmung, die es auch anderen leichter macht, nachhaltiger zu leben (siehe dazu z.B. https://derstandard.at/2000102447223/Flieg-doch-einfach-und-nerv-mich-nicht). In Kopenhagen, wo alle bei Regen und Wind mit dem Fahrrad unterwegs sind, ist es mir beispielsweise um einiges leichter gefallen, mich dazu zu motivieren, als hier in Wien, obwohl objektiv betrachtet der Wind hier deutlich schwächer und weniger eisig ist. Im Übrigen stimme ich mit Adrian Brügger, der im oben angeführten Artikel zitiert wird, überein, dass einfache Vorbildwirkung zielführender ist, als den anderen ständig mit Vorwürfen in den Ohren zu liegen.

Die großen Weichenstellungen werden natürlich trotzdem von der Politik getroffen. Man kann das Pariser Klimaabkommen zu recht dafür kritisieren, dass es ziemlich zahnlos ist und den Worten bisher kaum Taten gefolgt sind. Allerdings geht es in der Politik immer darum, ganz unterschiedliche Interessen miteinander zu vereinbaren, und auf so hoher, globaler Ebene ist allein die Tatsache, dass überhaupt ein Abkommen zustande gekommen ist, ein riesiger Erfolg. Gerade weil ambitionierte Klimamaßnahmen oft lautstarke Proteste hervorrufen (siehe die Gelbwestenbewegung in Frankreich) braucht es auch deutliche Signale aus der Bevölkerung, dass uns das Thema wichtig ist – egal ob durch Wahlverhalten, Fridays for Future oder Menschen, die Nachhaltigkeit einfach tagtäglich vorleben.

Praktische Tipps:

Wie überall, beginnt auch bei der Nachhaltigkeit jede Änderung damit, sich erst einmal anzuschauen, wo man überhaupt steht. Hier also ein paar Webseiten und Tools, die ich in dem Zusammenhang sympathisch finde. Wichtig ist dabei: es sind Modelle, die die Realität in vereinfachter Form wiedergeben. Sowohl die Bevölkerungszahl als auch die Biokapazität der Erde, zwei wichtige Parameter zur Berechnung des ökologischen Fußabdrucks, ändern sich ständig und unter gewissen Umständen können Biolebensmittel mehr CO2-Emissionen haben, als konventionelle. Um einen ersten, allgemeinen Eindruck zu bekommen, halte ich diese Modelle aber trotzdem für sinnvoll. Falls ihr noch weiter kennt, die ihr empfehlen könnt, schreibt sie einfach in einem Kommentar dazu! 

www.mein-fussabdruck.at 

www.eingutertag.at

https://rechner.2000m2.eu/de/

Und alle, die es ein bisschen spielerischer angehen möchten, finden vielleicht folgende Seite interessant. (Ich habe selbst noch nie mitgemacht, aber ich denke, es könnte auf jeden Fall Spaß machen.) 

https://www.enkeltauglich-leben.org/

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